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LearnTec 2018 – Technologien für die digitale Bildung

Learntec 2018

Vorletzte Woche war ich zu Besuch auf der Messe Learntec in Karlsruhe. Diese beschäftigt sich mit möglichen zukünftigen Formen der Ausbildung und wie so oft stand deutlich erkennbar die Digitalisierung im Vordergrund. An beinahe jedem zweiten Stand war eine 3D- oder VR-Brille zu finden.

Die Technik und die Möglichkeiten an den Ständen zu erleben, war wirklich beeindruckend. In den meisten Fällen erfolgte die Interaktion in der 3D-Umgebung über eine Art Joystick. Mit je einem Joystick in jeder Hand, die in der 3D-Umgebung lokalisiert wurden, war es möglich mit der Umgebung in der 3D-Welt zu interagieren.

Eine besondere Variation des Virtual Reality-Aufbaus beeindruckte mich jedoch besonders. Ein Sensor war so an der VR-Brille angebracht, dass der Sensor direkt die eigenen Hände erkannte, so lange sie sich im Sichtfeld befanden. Die Hände wurden so in die 3D-Umgebung integriert, wodurch die Bedienung mit Joysticks überflüssig wurde. In der 3D-Umgebung war natürlich nicht nur eine Interaktion über die Hände möglich. Machte eine mit einer VR-Brille ausgestattete Person in der Realität einen Schritt nach vorne oder nach hinten, bewegte sie sich innerhalb der 3D-Umgebung auf die Objekte, mit denen sie interagierte, zu oder sich von ihnen weg. Alles in allem ein faszinierendes Erlebnis!

In dieser virtuellen Welt war je nach Stand eine Interaktion mit verschiedenen Objekten möglich. Für mich als Biologe waren hier natürlich biologische oder medizinische 3D-Aufnahmen besonders interessant. Als ich entsprechende Aufnahmen sah, fand ich die zukünftigen Anwendungsmöglichkeiten in diesen Bereichen faszinierend. Man stelle sich vor, wie Aufnahmen von Zellen, Geweben oder ganzen Tieren in dieser 3D-Umgebung genauestens untersucht werden könnten, und womöglich sogar animierte 3D-Aufnahmen beobachtet werden könnten.

Als ich nach der Erfahrung mit der VR-Brille am Stand die Aussteller danach fragte, wie lange es dauern würde, eine Aufnahme in eine solche 3D-Umgebung zu integrieren, wurde schnell klar, dass hier noch viel Arbeit zu leisten ist. Die Antwort lautete nämlich, dass unterm Strich die Einprogrammierung einer entsprechenden Aufnahme einen Tag in Anspruch nehmen würde. Zudem erschwert auch ein aktives Programmieren eine intuitive Bedienung dieser Technik.

Eine genauere Überlegung über die Möglichkeiten dieser Technologie in Bezug auf den Schwerpunkt digitale Bildung zeigt jedoch die Begrenzung der Reichweite einer Virtual Reality Brille. Vermutlich würden VR-Brillen nie im großen Stil zum Einsatz kommen.

VR-Brillen sind und bleiben vermutlich zu teuer, als dass sie schnell in Kernbereichen der Bildung zum Einsatz kommen könnten. Schulen haben nicht die notwendigen Finanzen und auch die meisten Universitäten sparen und werden vermutlich nur vereinzelt VR-Brillen in speziellen Anwendungsbereichen nutzen. Das wäre zwar auch bereits ein Fortschritt im Bereich der digitalen Bildung, aber die meisten Schüler und Studenten werden im Alltag nicht viel davon profitieren.

Eine andere Technologie, die ich auf der LearnTec antraf, überraschte mich dagegen in Bezug auf die Einsatzmöglichkeiten. Es handelt sich um erweiterte Realität, besser bekannt als augmented reality. Die meisten kennen diese Technologie im Zusammenhang mit Spielen wie Pokémon GO. Dabei sehen SpielerInnen in mit der Handy Kamera aufgenommenen Liveaufnahmen plötzlich virtuelle Fantasiewesen oder andere virtuelle Strukturen. Doch wo liegen die Anwendungsmöglichkeiten für die digitale Bildung? Auf der LearnTec wurde ein Buch vorgestellt, welches sich augmented reality zu Nutze macht. Es handelt sich dabei eigentlich um ein normales Buch mit Text und Abbildungen, wie wir sie auch sonst kennen. Auf einer der Seiten war eine historische Abbildung eines politischen Ereignisses zu sehen. Wurde ein Handy oder ein Tablet mit einer passenden App zur Hand genommen und mit der Kamera die Abbildung im Buch erfasst, wandelte sich die Abbildung auf dem Display in ein Video, das abgespielt werden konnte. In einem weiteren Fall wurde eine Abbildung zu einer interaktiven Aufgabe, in der Begriffe den richtigen Strukturen zugeordnet werden mussten, indem die Begriffe auf dem Display an die richtigen Stellen gezogen wurden. Besonders beeindruckend fand ich als Biologe die Abbildung eines Herzens. Wurde die Abbildung des Herzes mit einem Handy oder einem Tablet erfasst, schwebte plötzlich ein schlagendes dreidimensionales Herz über der Buchseite. Und es kam noch besser: Mit dem Handy war es möglich, um das Buch herum zu gehen und damit den Blickwinkel auf das Herz zu verändern.

Bei dieser Technologie kann ich mir gut vorstellen, wie sich der Spaß am Lernen steigern könnte. Außerdem ist die notwendige Technologie eigentlich schon überall vorhanden. Handys und Tablets gibt es reichlich. Prinzipiell kann ich mir daher sogar einen Einsatz an Schulen vorstellen. Aber auch Lexika für zu Hause könnten die Begeisterung steigern, wenn eine solche Interaktion mit ihnen möglich wäre, vorausgesetzt solche Bücher wären nicht übermäßig teuer.

Ein Punkt, der auf der Messe nicht angesprochen wurde, auf den im Falle einer Nutzung im realen Leben aber dringend geachtet werden sollte, war die Datenerfassung und der Datenschutz der vorgestellten digitalen Technologien. Da der Schwerpunkt von LernTec auf möglichen und zukünftigen Technologien lag und weniger auf Restriktionen derselben, ist das wahrscheinlich Stoff für eine andere Messe…

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